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Wach im Wochenbett

Bin ich nun drei Wochen später zum Glück nicht mehr. Am Anfang war ich wie ein aufgezogener Duracel-Hase und nutzte jegliche heimliche Sekunde für Wäschewaschen, Hausarbeit und Internetrecherche. Aber die Aufgezogenheit weicht einer schweren und entspannenden Müdigkeit. Wir pendeln uns langsam um das zauberhafte Glück ein, das bist auch ein paar Empörungsschreie (vor allem nachts) sehr entspannt ist. Meine Narbe spüre ich immer noch sehr stark, das ist eindeutig anders als beim letzen Mal. Ansonsten ist auch eines eindeutig anders: Wir stillen! Noch mit Hindernissen und am Anfang auch immer mal mit Schmerzen verbunden und nachts eher herausfordernd, aber alles in allem läuft die Milch…

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Durch Raum und Zeit

Sie ist da! Und wir sind glücklich und zuhause. Dennoch eine Triggerwarnung für die kugeligen unter euch, ich muss hier ein paar Dinge loswerden, vielleicht auch in den nächsten Tagen und Wochen einen vollständigen Geburtsbericht verschriftlichen, also festhalten:

Ein Kaiserschnitt ist ein Kaiserschnitt ist kein Kaiserschnitt

Maus wurde schnell aus dem Bauch gerüttelt, schwebte an mir vorbei und schrie sehr lebendig, was mich gleich beruhigt hat. Dann haben sie allerdings den Mann aus dem OP geworfen, da wusste ich schon: Oh oh! Danach verblassen die Erinnerungen, ich erinnere mich an einen Aufwachraum und den Call der Ärztin sofort wieder in den OP zu müssen. Ich erinnere mich, dass mir jemand eine Atemmaske über die Nase senkte und sagte: nur ein wenig Sauerstoff und dann versinke ich im Unbewussten. Das Nächste was ich höre ist, dass jemand nach einem Intensivbett fragt und ich noch dachte: Na, die werden schon nicht mich meinen? Dann schwebe ich in einem sehr angenehmen opiaten Zustand durch Raum und Zeit. Aus irgendeinem Grund weiß ich da schon, dass ich keine Gebärmutter mehr habe. Eine Tatsache, die mich nicht besonders beschäftigt….ganz ehrlich, ich habe zwei wunderbare Mäuse, bin im 42. Lebensjahr und dieses Organ hat mein Leben lang versucht, mir Kinder zu gebären, war tapfer und konnte eben nicht mehr.

Im Nachhinein setze sich dann das Puzzle zusammen. Mit Plazenta Vasa Previa ist eben nicht gut Mutterkuchen essen. Die Plazenta war an einer Stelle verwachsen und sie mussten eine Ausschabung nach dem Kaiserschnitt vornehmen, die Blutung ließ sich aber nicht stoppen, trotz diverser blutstillender Medikamente. Die einzige Lösung blieb also das Organ zu entfernen und mir noch zwei Blutkonserven in den Körper zu pumpen. Und siehe da nur 48 Stunden später bin ich schon wieder aus dem Bett gehüpft, zum Erstaunen aller. Es ist vollbracht. Danke Organ, danke Leben, Danke Spender_innen, einfach nur Danke!

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35+0

Auf Wiedersehen kleine Bauchmaus und bis Morgen! Danke, dass du es mit mir solange ausgehalten hast und wir auch diesen Meilenstein geschafft haben: kleine Turnerin, Fuß-unter-die-Rippen-Treterin, kleine Schwester, großer Traum, Lieblingsgefühl und Wampenbewohnerin. Ich freue mich auf Dich!

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34+0

Wir sind beim vorletzten Meilenstein, 35+1 zieht die Madame aus. Der Countdown läuft und neben der Vorfreude mehren sich Ängste und Fragen: wird sie es gut schaffen oder braucht sie ein paar Tage Unterstützung? Wieviel Stress muss es diesmal um das Thema Stillen sein, das alle für das Natürlichste halten, das hier aber nur in Kombi mit diversen Hilfsmitten (Pumpsets, Brusternährungssets etc.) zu bekommen ist. Angst vor Babyblues, Überforderung und Komplikationen mischen sich unter meine Träume… gleichzeitig denke ich positiv, es war jetzt lange genug anstrengend, ich konnte mich hier gut ausruhen, meine Eisenwerte wurden optimiert…so kann es doch auch einfach alles ganz gut gehen?

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33+0

Wieder eine Woche geschafft. Meine neue Nachbarin trägt die gleichen Schuhe (Birkenstock), hat im gleichen Monat Geburtstag und die gleiche Diagnose. Die Wahrscheinlichkeit steigt also, dass wir hier ein wenig Zeit zusammen verbringen. Ansonsten habe ich immer wieder nervöse Schmierblutungen, einen OP–Termin in zwei Wochen und ein Kampfgewicht von 72 Kilo.

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32+0

Drei Wochen im Krankenhaus, kleiner Ausflug in den Kreissaal mit mäßig starken Panikattacken, weil ich wieder frisches Blutstropfen in der Binde hatte. Dass man sich daran aber auch nicht gewöhnt. Jetzt bin ich wieder weitgehend entspannt, das Baby turnt, ich habe wieder alle meine Nerven vom Boden aufgesammelt und weiter gehts.

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Zwei Wochen und 31 plus 0

Seit gestern sind wir zwei Wochen hier. Meine neue Nachbarin hat Drillinge auf der Intensiv und ist sehr nett und zurückhaltend. Sie ist selber gelernte Kinder-Intensiv-Schwester und gibt dem Personal auch gerne Anweisungen was die Medikation angeht, was durchaus amüsant ist. Gleichzeitig muss ich aufpassen dass ich mir hier nicht zuviele Horrorgeschichten abhole, ich bin hier ja noch eine kleine Weile. Aber vermutlich werden sie mir die nächsten Wochen nur solche Fälle reinschieben, weil sie vermeiden wollen, dass ich mit Baby und Mama hier zusammenliege. Da bleiben halt dann nur die Intensiv-Fälle oder halt so Leute wie ich.

Ansonsten gewöhne ich mich an den Ablauf hier: Zweimal täglich CTG (nervt kolossal!), Maske auf, aus dem Zimmer raus (vergesse ich langsam weniger), Pause im Garten am Brunnen, azulejos ausmalen (sehr entspannend), mit einem Oropax im Ohr schlafen, viel Podcasts hören, nicht so viel an die Zukunft denken.

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Im Krankenhaus

Vorab es geht uns gut, aber wir sind mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren, nachdem ich leichte Blutungen hatte und eine Hochrisiko-Plazenta über meinem Muttermund balanciere. Jetzt bin ich seit fast einer Woche in einem Zweibettzimmer mit einer sehr laut sprechenden und denkenden Person untergebracht, die bis zu ihrem 37. Lebensjahr noch Jungfrau war, eine Bibel in ihrem Koffer dabei hat und mit einem Gepäckwagen und unförmigen Koffern angereist ist.

Aber sie ist auch eine arme Sau, mit einem kleinen Mädchen auf der Intensivstation und manchmal (!) ist es besser als alleine. Schön wäre nur, wenn sie merken würde dass ich meine Ruhe haben will, wenn ich meinen Kopfhörer aufziehe.

Ich habe dynamische Bettruhe verordnet bekommen, so interpretiere ich das. Ich darf also mein Trinken selber holen und vielleicht sogar mit dem Lift nach unten rauschen. Gerade bin ich ok, ein, zwei kleine Nervenzusammenbrüche am Tag sind Standard. Mann und große Maus dürfen mich nicht besuchen. Dafür bekomme ich diverse Care-Pakete von guten Freund_innen. Ich wußte ja schon dass meine Plazenta Anlass zur Sorge geben könnte und ich zwei Wochen vor Geburt schon stationär ins Krankenhaus sollte. Dass daraus jetzt fünf Wochen werden….puh! Aber ich meine wir leben in einer Pandemie, andern geht es jetzt auch nicht soooo viel besser….oder?

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Halbzeit

Heute startet die 20. Woche, ich bin die Woche flachgelegen wegen einer Nebenhöhlengeschichte und genieße den ersten Tag ohne Kopfschmerzen. Habe jetzt vorsichtshalber mal angefangen Blutdruck zu messen, um einen Referenzwert zu haben, falls er trotz ASS mal in die falsche Richtung ausschlägt. Ansonsten soweit alles im grau-grünen Bereich, es ist angekommen, das ich ein_en Bauchbewohner_in habe und der Rest wird schon werden….

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Sichtbar schwanger

Ab und an rumpelt das Baby durch meinen Bauchraum. Ich habe Sodbrennen, mein Oberbauch spannt als wäre ich im siebten Monat und ich könnte permanent essen, vor allem Süßes. Deswegen knacke ich vermutlich bald die 70 und bin damit dicker unterwegs als beim letzen Mal:)